„Meine Musik soll etwas bewegen“

Der belgische Pop-Star Milow kommt mit neuem Album zum Linzer „Krone“-Fest und spricht vorab über den Tod seines Vaters, seine politischen Songs und die Liebe zu den Fans.

Sie haben Ohrwürmer geschrieben, die weltweit geliebt werden, viele Songs haben aber kritische oder sehr intime Texte – wie schaffen Sie den Spagat zwischen Erfolg und Qualität?
Das war immer ein wichtiges Ziel von mir. Es macht mir wahnsinnigen Spaß, vor vielen Leuten zu spielen, aber ich will auch künstlerisch ernst genommen werden. Deshalb habe ich diesen Mix aus Pop-Songs und persönlichen Nummern.
Auf den freuen sich die Fans auch schon beim Linzer „Krone“-Fest. Es ist Ihr erstes Openair in Oberösterreich.
Es macht mich immer glücklich, an einen Ort zurückzukehren und dann vor noch mehr Menschen zu spielen. Und immer, wenn ich in Österreich bin, freue ich mich über den guten Wein und esse Schnitzel.
Sie sind den ganzen Sommer auf Tour, bleibt da Platz zum Songschreiben?
Ich nehme mir gezielt Zeit dafür. Dann ist das Handy aus und es geht nur um die Musik. Mittlerweile schreibe ich einen Song an einem Tag, das war beim neuen Album „Lean Into Me“ so. Ich kann Inspiration besser erkennen als früher, das ist wie mit Muskeln, die mit Training immer stärker werden.
Für Ihren Erfolg haben Sie kämpfen müssen – fällt Ihnen jetzt Vieles in den Schoß?
Nein, ich muss immer noch kämpfen, vielleicht mehr als vorher. Ich will mich mit jedem Song und jedem Album verbessern. Es reicht mir nicht, einen Hit zu haben und dann 20 Jahre damit zu touren.
Können Sie sich noch an den Moment erinnern, an dem Sie wussten, dass Musik Ihr Leben ist?
Ich hatte diesen großen Traum vom Musikmachen so lange, dass ich nicht mehr weiß, wann das begonnen hat. Aber ich erinnere mich, dass es 2006 endlich soweit war, dass ich nicht mehr nebenher kellnern musste, und das war schon etwas ganz Besonderes für mich.
Ein Jahr später starb Ihr Vater mit nur 53 Jahren ganz plötzlich. Über ihn haben Sie viele Songs geschrieben.
Ja, das ist meine Therapie, er ist früh gestorben und wir hatten eine konfliktreiche Beziehung. Das kann ich mir mit den Songs von der Seele schreiben.
Vielen Fans hilft es auch.
Ja, ich bekomme viele rührende Nachrichten, persönliche Geschichten darüber, wie meine Musik den Menschen durch schwere Zeiten geholfen hat. Das ist toll, denn meine Musik soll etwas bewegen. Und natürlich gibt es auch viele ganz positive Sachen, Leute, die sich auf einem Konzert von mir verliebt und mittlerweile Kinder haben.
Was ist das für ein Gefühl?
Es macht mich sehr demütig. Manchmal vergisst man, dass die eigenen Songs da draußen in der Welt ein Eigenleben führen, große Momente im Leben von vielen Menschen berühren. Das ist etwas sehr Kraftvolles.
Songs können Leben verändern – können Sie auch die Welt besser machen?
Darüber mache ich mir viele Gedanken und versuche es mit Liedern wie „Loud And Clear“ am neuen Album. Auch in der TV-Show „Sing meinen Song“ habe ich ja einen Anti-Kriegs-Song gewählt. Denn ich dachte mir, wenn ich schon diese Plattform im Fernsehen habe, muss ich sie sinnvoll nutzen. Künstler haben die Pflicht, auf Probleme aufmerksam zu machen, und mir gefällt nicht, dass es momentan viele Menschen okay finden, sich menschenverachtend zu verhalten – sogar Präsidenten.

Interview geführt von Jasmin Gaderer